Mittelalterliche Musik von Wildwuchs

Musik der Spielleute
Musik der Spielleute

Einen großen Teil unserer Auftritte bestreiten wir, das Duo Wildwuchs, als die Spielleute Balduin Blasebalg (Thomas Zeuner) und Habakuk Hagestolz (Tobias Witzlau) mit der frischen Darbietung historischer Spielmannsmusik. Quellen und Inspiration suchen wir hauptsächlich in den Wurzeln europäischer Musik des Mittelalters und der Renaissance. Wir fühlen uns dem Wesen mittelalterlicher Spielleute durch ihr vielseitiges, nicht nur musikalisches Können verbunden. Es versteht sich von selbst, dass ganz unterschiedliche historische Instrumente wie Dudelsack, Schalmei, Drehleier, Laute, Schlüsselfiedel, Cister, Cornamuse, Flöte, Schlagwerk zu unserem Gesang erklingen. Das Volk lauscht den Liedern von Oswald von Wolkenstein, von Neidhardt aus dem Reuental, von Walther von der Vogelweide oder Stücken aus alten Handschriften wie den Carmina Burana oder dem Lochamer Liederbuch, in dem sich frühe Volkslieder finden. Auch mystische Tänze oder Pilgerlieder, z.B. aus den Cantigas de Santa Maria des berühmten Sammlers Alfonso des Weisen aus dem fernen Galicien ziehen die Zuhörer in den Bann einer in Vergessenheit geratenen Epoche. Wildes mischt sich mit Lyrischem! Wenn die alte Sprache unverständlich wird, erläutern wir auf spielerische und humorvolle Art unter Einsatz von Mimik und Gestik Inhalt und Geschichte solcher Lieder. Deren Themen indessen sind jung wie eh und je: sie handeln von Liebe und Sehnsucht, vom Werden und Vergehen, von kalten und warmen Jahreszeiten, vom Unterwegssein und Ankommen, vom Fressen und vom Hungern.

Dabei gehen (und gingen) die Aufgaben der Spielleute weit über den bloßen Vortrag von Liedern oder Melodien hinaus. Das Volk will unterhalten und gleichzeitig seine Neugier auf Unbekanntes gestillt werden. Diesen Erwartungen kommen wir gerne nach, indem wir (natürlich nur wahre!) Geschichten und Anekdoten zwischen die Lieder flechten. Interessante Informationen über uns und über die Herkunft unserer Lieder mischen sich mit unglaublichen, teils märchenhaften Begebenheiten. “Nymant seyen sie gerne unterthane” heißt es in einem mittelalterlichen Hausbuch über den zwielichtigen Charakter der Spielleute und auch Balduin und Habakuk lassen hier gerne ihr aufmüpfig-spielmännisches Wesen zwischen “verdammt und hochverehrt” durchschimmern.

Hin und wieder greift die hölzerne, aus einem mittelalterlichem Bestiarium entsprungene und an Fäden hängende Blattlaus Celinek ins Geschehen ein und bereichert die Szenerie mit ihren melancholischen Befindlichkeiten. Bisweilen begehrt das Volk aber auch, sein Tanzbein zu schwingen – auch darauf sind wir vorbereitet, indem wir historische Tänze für Anfänger Schritt für Schritt erkären, ausführen und musikalisch begleiten. Zum Schluss noch eine artistisch-musikalische Einlage in Form einer Doppelflöten-aber-den-Mund-zum-Lächeln-frei-habenden-Ein-Mann-Blaskapelle gefällig?